Die beiden Ortsverbände von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN Weingarten.Baienfurt.Baindt und Bad Waldsee luden Anfang November ein zum 2.HofDialog mit der Frage: „Was braucht gute Landwirtschaft?“ nach Bad Waldsee-Haisterkirch auf den Bioland-Hof der Familie Konrad ein.
Der Betrieb wirtschaftet als zertifizierter Biolandbetrieb in der Milchwirtschaft seit 2007 mit derzeit 50 Kühen. Konrads sind Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die AbL setzt sich ein für eine nachhaltige Landwirtschaft, also Bauernhöfe statt „Agrarfabriken“, wie sie es nennen. Circa 350 Höfe aus Baden-Württemberg sind dort Mitglied.
Nach einer Stallführung kam es zum lebhaften Austausch zwischen Monika und Bernhard Konrad und den Besucherinnen und Besuchern der grünen Ortsverbände. Zuerst gab es einige wichtige Fakten. So werde eine Kuh, die konventionell gehalten wird, auf Höchstleistung gezüchtet und gäbe ca. 8000-11.000 Liter Milch im Jahr. Eine „Biokuh“ hingegen muss nur ca. 5000-8000 Liter im Jahr produzieren. Für einen Liter Biomilch bekomme man jedoch deutlich mehr und der Preis sei vor allem stabiler. Das ergäbe mehr Planungssicherheit. Die Konrads wirtschaften mit einem nahezu geschlossenen Kreislauf: Futtermittel werden selbst angebaut. Manchmal „tauscht“ man auch mit anderen Biolandhöfen. Es gäbe einige obligatorische Maßnahmen zu mehr Biodiversität bei Bioland. U.a. die Pflege von Feldrandstreifen, Blühstreifen, schonende Bodenbearbeitung und verzögerter Stoppelumbruch. Die Konrads sehen auf ihren bewirtschafteten Flächen dadurch mehr Leben – Insekten und Vögel..
Diskutiert wurde: „Warum gibt es nicht mehr biologische Lebensmittel in öffentlichen Einrichtungen?“ Es gibt Beispiele von öffentlichen Mensen mit deutlich höherem Bioanteil als in unserer Region, die doch eigentlich über einen relativ hohen Wohlstand verfüge. Die Universität in Cottbus wurde als Beispiel genannt. Eine gesunde Ernährung sollte uns mehr wert sein, meinte Frau Konrad. Ausgerechnet im bundesrepublikanischen Süden gebe es eine geringere Quote als in nördlichen Bundesländern. Mit etwas weniger Fleisch z. B. in den Mensen würde sich ein höherer Preis ausgleichen lassen, so Konrad.
Die Bedeutung der Bildungseinrichtungen bei der Vermittlung von Wissen über Zusammenhänge von Nahrung und Erzeugungsweise wird auch von den Konrads für sehr wichtig eingeschätzt.
Um eine Entlastung der Betriebe zu erreichen, wäre es wichtig, dass die Bäuer*innen weniger Zeit im Büro verbringen müssten. Anträge sind in der Vergangenheit eher umfangreicher geworden. Es wäre sinnvoll, sie kürzer zu gestalten und mit einer längeren Laufzeit auszustatten – manche Anträge müssen Jahr für Jahr erstellt werden. In der Runde war man sich einig, dass das unbedingt zu ändern sei.
Einfache, transparente Label was Regionalität und Produktionsbedingungen angeht, seien wichtig und müssten über die Medien publik gemacht werden.
In Bezug auf das Biosphärengebiet herrscht auch bei Konrads Unsicherheit, was auf sie zukommt. Da gäbe es zwar nicht „den Bauern/die Bäuerin“. Diese Berufsgruppe sei so divers wie jede andere, so Konrad. Aber man ist eher skeptisch, was die Effekte für die Höfe insgesamt angeht.
Die auf EU-Ebene geplante Deregulierung der grünen Gentechnik bedrohe die Biolandwirte in ihrer Existenz. Landwirte seien auf eine konsequente, verlässliche Kennzeichnung des Saatgutes sowie der Futter- und Lebensmittel angewiesen, um Verunreinigungen zu vermeiden. Werde auf die Kennzeichnung verzichtet, verliere auch der Verbraucher das Wahlrecht. Es war ein sehr fruchtbarer Austausch und man zeigt auch hier ein Interesse an einer Fortsetzung des Dialogs.
Der 3. HofDialog wird stattfinden und der Ortsverband Bündnis 90/ DIE GRÜNEN wird informieren.
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