Grüne Kommunalpolitiker reden mit der Landwirtschaft – Pressetext

Grüne Kommunalpolitiker*innen aus Weingarten, Baienfurt und Baindt trafen sich auf dem Hof von Landwirt Joachim Kapler in Köpfingen, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben, zu  einem Gedankenaustausch über die aktuellen Probleme der Landwirtschaft.
Kapler kritisierte den Import billiger Lebensmittel aus EU-Ländern oder Ländern, mit denen im Interesse des Exports von Industriewaren Freihandelsabkommen abgeschlossen worden seien. Er beklagte den unfairen Wettbewerb, dem die heimischen Produkte dadurch ausgesetzt seien. Wegen der niedrigeren und damit preiswerteren Standards in Bezug auf Natur, Tier und Mensch würden auch die heimischen Lebensmittel im Preis gedrückt. Dazu merkte Uwe Hertrampf, Fraktionssprecher in Baienfurt, an, dass die Grünen in der Vergangenheit immer sehr kritisch beim Abschluss von Freihandelsabkommen gewesen seien. Vorgängerregierungen hätten es versäumt, die Forderung der Landwirte nach Herkunftsbezeichnungen und gleichen Produktionsstandards umzusetzen  Zum Thema Preisdruck meinte Claus Kessel, Fraktionssprecher in Weingarten, dass die Landwirte eigentlich vor den Märkten der Discounter protestieren müssten. Diese würden ihnen doch mit ihrer Marktmacht tendenziell eine auskömmliche, zukunftssichernde Vergütung ihrer Produkte verweigern. Beim Bemühen der Landwirte um eine bessere Vergütung stünden die Grünen an der Seite der Landwirte. Hier verwies Kapler auf die Nachfrage der Verbraucher nach billigen Lebensmitteln. Diese Nachfrage erklärte Antje Classen, Gemeinderätin in Baindt, mit den geringen Einkommen vieler Menschen, die sich oft hochwertige Lebensmittel nicht leisten könnten. Das sei ein schwieriger Spagat.
Kapler äußerte auch Ängste, dass der Landwirtschaft durch Naturschutzmaßnahmen Flächen entzogen würden, zum Beispiel durch die Umsetzung des geplanten Biosphärengebiets. Dieses halte er für nicht – anders die Biosphärengebiete im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb  – zur oberschwäbischen Landschaft passend. Diese verfüge über bessere Böden, mehr Grünlandwirtschaft und bereits jetzt über einen ausreichenden Naturschutz und einen gut funktionierenden Tourismus.

Einig war man sich in der Einschätzung, dass nur eine auskömmliche und naturnahe Landwirtschaft Zukunft habe und dass freiwillige Leistungen der Landwirte für den Naturschutz durch finanzielle Anreize belohnt werden sollten. In diesem Zusammenhang wies Kreisrätin Hille Fiegel-Hertrampf darauf hin, dass die Grünen auf EU-Ebene sich schon lange dafür einsetzen würden, dass die Subventionspolitik stärker an ökologischen Maßnahmen der Landwirtschaft als an der Fläche landwirtschaftlicher Betriebe ausgerichtet werden solle.
Am Ende des Austausches konstatierten sowohl Landwirt Kapler als auch die grünen Kommunalpolitiker*innen ihre Einigkeit in dem Streben nach einer auskömmlichen und nachhaltigen Landwirtschaft mit dem Ziel einer regionaler Versorgung mit Lebensmitteln.

Uwe Hertrampf und Alexander Jürgens

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